Der kürzeste Tag...
- Lena Ashkenazi Stettler
- 22. Dez. 2021
- 1 Min. Lesezeit
Liebe Ory, gestern war der kürzeste Tag. Ich bin froh, denn da war die Nacht dafür länger, wo du uns besuchst. Ich erinnere mich, dass ihr im Naturfreundehaus für Mayra gesungen habt: "Wie schön dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst..." Und Ihr habt diskutiert, warum Peterson und Findus sagen können, sie hätten einander vermisst, wenn sie doch gar nicht wissen, wie es gewesen wäre, wenn die jeweilige andere Person nicht dagewesen wäre...
Liebe Oryana, das ist nun mit dir wirklich nicht der Fall! Wir wissen, wie es war mit dir, und deshalb ist es so schwer ohne dich! Auf deinem farbigen Grab leuchten viele solcher Zeichen, kleine Geschenke, Lieder, Zeilen, Worte, Steine, Zwerge, Papiere. Selten habe ich einen Ort gesehen, der so wunderschön und gleichzeitig herzzerreissend ist. Immer wird unser Glück auf einen Tropfen Wehmut, eine Träne in der Wimper oder eine traurig-freudige Erinnerung treffen.
Du hast mir einmal gesagt, dass du nie Mama werden wirst. Wie recht du hattest. Aber du hast mir eine neue Mamaaufgabe zugetraut. Sie lastet. Und trotzdem bemühe ich mich Tag für Tag: Mama zu sein von zwei Erdenkindern. Und dir eine gute Sternenkind-Mama zu sein. Das wünsche ich uns. Ich sende dir ein Licht in die Nacht. Sei lieb umarmt und besuche mich bald, deine Erden-Mama.
herzberührt..