Mein liebes Geburtstagsmädchen. Meine Ory. Mein Himmelsengelchen. Vor genau zwei Jahren hast du dir ein eigenes Geburifeschtli erschlichen, weil du das einfach unbedingt wolltest. So ein richtiges Fest, mit Freund:innen und Kuchen, mit Kindern und lieben Menschen rund um dich. Wie eine strahlende Sonne hast du deinen Freund Dian empfangen, mit ihm Kuchen geteilt und im Bimano zwischen den Bällen gespielt und Pommesfrites gegessen, mit viel Ketchup und fettigen Kinderfingern. Wie wunderschön hast du ausgesehen in deinem neuen Kleid, einem Frisbee um den Kopf wie der Planet Saturn und mit einem grünen Trotti, bei welchem die Räder geleuchtet haben, wenn du gefahren bist. Strahlend gingst du zu deiner Geburicreme im Kindergarten und noch viel strahlender hast du deinen Nachmittag verbracht.
Nun feiern wir das zweite Mal ohne dich. Alle deine Freund:innen und wir, Aba, Ima, Yarin und Mayra. Im Auto heute hat Mayra plötzlich geweint und mit einem deutlich wahrzunehmenden Kloss im Hals gesagt: "Ima, ich vermisse meine Ory". Ach Ory, wie sehr habe auch ich dich vermisst, wie oft bist du in meinen Gedanken, jeden Tag, jede Stunde, ja, wohl jede Minute. Der Sommer ist da, Johanni vorbei. Alle waren sich sicher: Oryana wäre ganz sicher über das Feuer gesprungen. Und das bist du sicherlich, als sich Yarin das so mutig ohne dich getraut hat. Und dann heute morgen: wie stolz du sicher warst. Die Spielgruppe mit Mayra, die 1. Klasse mit Dian, die 2. Klasse mit deinen Kindergartengspändli und die 3. Klasse mit Yarin, Manu, Zora und Amélie und auch Elin aus der 4. Klasse durften wir bei deinem Baum Kinderlieder singen, Kerzen anzünden und viele Ballone fliegen lassen. Sie sind mit ihren Schmetterlingen sicher bis zu dir geflogen. Mit den Kindern waren auch viele andere Menschen dabei. Es war wunderschön und endlos traurig, so dass ich immer noch sehr aufgewühlt bin.
Und jetzt...es folgt die Nacht, die deiner Geburt vorangegangen ist. Der 28. Juni. Welch' ein Gefühl zu wissen, dass am Morgen ein wunderschönes Mädchen zu uns kommen wird. Unsere Tochter. Auch wenn ich den Preis gekannt hätte, ich hätte dich bei uns gewollt. Fünf Jahre voller Liebe, Dankbarkeit und so viel Lachen. Wie könnte ich das je vergessen. Was im Sommer besonders schmerzt? Mayra wollte heute deinen weissen Hosenanzug mit farbigen Punkten tragen. Ihre kleinen Locken flatterten lustig als sie mit einem kleinen Windrad zu deinem Baum gekommen ist. Ich durfte sie auf meinen Knien sitzen lassen und habe ihre Haare gerochen, die Stelle, die wir bei dir immer "Summerlöckli schmöcke" genannt haben. Auch an deinem letzten Tag vor deinem Unfall auf der Erde durfte ich das nochmals, dich in meinen Armen halten und an deinen "Summerlöckli" riechen. Der Duft schwebt auch jetzt über den Balkon und begleitet mich durch den Sommer. Ich wünschte, ich hätte ihn irgendwo sammeln können, um mich durch traurige Tage zu trösten. Aber es ist dein Duft. Du darfst ihn mitnehmen. Und immer wieder ein wenig im Wind verstreuen, mit den Sonnenstrahlen schicken, in den Regen weben. So bist du immer bei uns.
Immer.
Yom Huledet Sameach, schöner Geburtstag meine Himmelskönigin. Oder wie es in "Findus und Petterson" heisst: Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst.
Ich vermisse dich.
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